Adrian Ebens
Es wird argumentiert, dass gerichtliches Töten kein Mord sei, und dass die Zehn Gebote nur lehren: Du sollst nicht morden. Hier ist eine Erklärung, die diesen Punkt zum Ausdruck bringt:
Es gibt zwei verschiedene hebräische Wörter für „Töten“ und „Mord“ (muth, ratsakh) als auch zwei griechische Wörter (phoneuo, apokteino). Eins bedeutet "hinzurichten" und das andere bedeutet "zu ermorden". Das letztere ist es, was durch die Zehn Gebote verboten wird, nicht das erste. In der Tat hat „ratsakh“ eine breitere Definition als das Wort "Mord" an sich. Ratsakh meint auch Todesfälle durch Fahrlässigkeit oder Unterlassung , wird aber nie verwendet, wenn das Töten während des Krieges beschrieben wird. Deshalb übersetzen die meisten modernen Übersetzungen das sechste Gebot mit "Du sollst nicht morden" anstatt "Du sollst nicht töten". Allerdings kann ein sehr großes Problem entstehen, je nachdem, welche Übersetzung man studiert. Die allseits beliebte, englische King James Version übersetzt den Vers als "Du sollst nicht töten", das öffnet die Tür, um den Vers völlig falsch zu interpretieren. Wenn die beabsichtigte Bedeutung von "Du sollst nicht töten", genau das - nicht töten - wäre, würde es das gesamte vom Gott Israels befürwortete Blutvergießen zu einer Verletzung des eigenen Gebotes machen (5. Mose 20). Aber Gott bricht Seine eigenen Gebote nicht, so ist es deutlich, dass der Vers nicht dazu aufruft, völlig davon abzustehen, einem anderen menschlichen Wesen das Leben zu nehmen. https://www.gotquestions.org/you-shall-not-murder.html
Eine sorgfältige Untersuchung dieser Schriftstellen zeigt, dass dieses Argument falsch ist. Erstens erkennt der Autor selber in seiner eigenen Erklärung an, dass „ratsach“ nicht nur Mord, sondern auch Tod durch Unfall bedeutet, was wir fahrlässige Tötung nennen. Das ist kein Mord.
Wenn er ihn aber aus Versehen, nicht aus Feindschaft stößt oder irgend ein Gerät unabsichtlich auf ihn wirft, oder wenn er irgend einen Stein, von dem man sterben kann, auf ihn wirft, so daß er stirbt, und hat es nicht gesehen und ist nicht sein Feind, und wollte ihm auch keinen Schaden zufügen, dann soll die Gemeinde zwischen dem, der geschlagen hat, und dem Bluträcher nach diesen Rechtsbestimmungen entscheiden. Und die Gemeinde soll den Totschläger [H7523 Ratsach] aus der Hand des Bluträchers erretten und ihn wieder zu seiner Zufluchtsstadt führen, in die er geflohen war; und er soll dort bleiben, bis zum Tod des Hohenpriesters, den man mit dem heiligen Öl gesalbt hat. 4.Mose 35,22-25
...damit der Totschläger [Ratsach H7523] dorthin fliehen könne, der seinen Nächsten unabsichtlich getötet hat, ohne ihn zuvor gehaßt zu haben, daß er in eine dieser Städte fliehe und am Leben bleibe. 5.Mose 4,42
Zweitens hat Gott befohlen, dass Menschen, die Ratsach begehen, dasselbe auch erfahren sollen.
Jeden, der einen Menschen erschlägt [ratsach H7523] — auf die Aussage der Zeugen hin soll man den Totschläger totschlagen [ratsach H7523]; ein einziger Zeuge aber genügt nicht, um gegen einen Menschen zur Hinrichtung auszusagen. 4.Mose 35,30
Wie kann es sein, dass Gott Dinge befehlen könnte, die in den Zehn Geboten verboten sind? Kurz gesagt, Gott könnte jede Form des Todes in der Heiligen Schrift befehlen, denn Gott versucht, das Todesurteil sicherzustellen, um dann Gnade walten zu lassen und die Menschen nicht zu töten. Eine ausführliche Erklärung dazu findest du in der Broschüre „Der Dienst des Todes“.
Drittens wird das Wort “muth“ [H4191] in der Schrift verwendet, um Ermordung und Attentat zu beschreiben. Saul wollte David unrechtmäßig ermorden:
Saul aber redete zu seinem Sohn Jonathan und zu allen seinen Knechten, daß sie David töten [muth H4191] sollten. Aber Jonathan, Sauls Sohn, hatte großes Wohlgefallen an David. Darum berichtete Jonathan dies dem David und sprach: Mein Vater Saul trachtet danach, dich zu töten [muth H4191]! So nimm dich nun morgen in acht und bleibe verborgen und verstecke dich! 1.Samuel 19,1-2
Saul ordnete den gesetzwidrigen Mord an der Priesterschaft an:
Und der König sprach zu den Läufern, die vor ihm standen: Tretet herzu und tötet [muth H4191] die Priester des Herrn! Denn ihre Hand ist auch mit David; und obgleich sie wußten, daß er floh, haben sie es mir doch nicht eröffnet! Aber die Knechte des Königs wollten ihre Hand nicht an die Priester des Herrn legen, um sie zu erschlagen. Da sprach der König zu Doeg: Tritt du herzu und erschlage die Priester! Und Doeg, der Edomiter, trat herzu und fiel über die Priester her und tötete [muth H4191] an jenem Tag 85 Männer, die das leinene Ephod trugen. 1.Samuel 22,17-18
Das Attentat auf Mephiboseth:
[Denn] als sie in das Haus kamen, lag er in seiner Schlafkammer auf seinem Bett; und sie stachen ihn tot [muth H4191] und schlugen ihm den Kopf ab; und sie nahmen sein Haupt mit und liefen die ganze Nacht hindurch das Jordantal hinab. 2.Samuel 4,7
Absalom befahl den illegalen Mord an seinem Halbbruder Amnon:
Und Absalom gebot seinen Burschen und sprach: Gebt acht, wenn Amnon von dem Wein guter Dinge sein wird und ich zu euch sage: Schlagt Amnon und tötet [muth H4191] ihn! so fürchtet euch nicht, denn ich habe es euch befohlen; seid stark und seid tapfere Männer! 2.Samuel 13,28
Athalja ermordet alle Söhne des Königs außer Joas:
Aber Joscheba, die Tochter des Königs Joram, Ahasjas Schwester, nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und stahl ihn weg aus der Mitte der Königssöhne, die getötet wurden [muth H4191], und brachte ihn samt seiner Amme in eine Schlafkammer; und sie verbargen ihn vor Athalja; und er wurde nicht getötet. 2.Könige 11,2
Beachte die Übersetzung bei Menge:
Aber Joseba, die Tochter des Königs Joram, Ahasjas Schwester, nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und schaffte ihn aus der Mitte der Königssöhne, die ermordet [muth H4191] werden sollten, heimlich beiseite, indem sie ihn mit seiner Amme in die Bettzeugkammer brachte; sie verbarg ihn dort vor Athalja, so daß er der Ermordung entging. (Menge)
Pekach aber, der Sohn Remaljas, sein Hauptmann, machte eine Verschwörung gegen ihn und erschlug [H5221] ihn in Samaria, in der Burg des Königshauses, ebenso Argob und Arje. Mit ihm aber waren 50 Mann von den Söhnen der Gileaditer. Und er tötete [muth H4191] ihn und wurde König an seiner Stelle. 2.Könige 15,25
Da zettelte sein Ritter Pekah, der Sohn Remaljas, eine Verschwörung gegen ihn an und ermordete [H5221] ihn zu Samaria in der Burg (oder: im Turm) des königlichen Palastes [zugleich auch den Argob und den Arje], zur Seite standen ihm dabei fünfzig Mann von den Gileaditern. Nachdem er ihn getötet [muth H4191] hatte, folgte er ihm als König in der Regierung nach. (Menge)
Ist es den Gottlosen möglich, einen Menschen sozusagen "rechtschaffen“ zu töten?
Weil er (der Gottlose) nicht daran dachte, Barmherzigkeit zu üben, sondern den Elenden und Armen verfolgte und den Niedergeschlagenen, um ihn zu töten [muth H4191]. Da er den Fluch liebte, so komme er über ihn; und da er den Segen nicht begehrte, so sei er fern von ihm! Psalm 109,16-17
Und nun bessert eure Wege und eure Taten und gehorcht der Stimme des Herrn, eures Gottes, so wird den Herrn das Unheil reuen, das er euch angedroht hat! Was aber mich betrifft — siehe, ich bin in eurer Hand; macht mit mir, was gut und recht ist in euren Augen! Nur sollt ihr gewiß wissen, daß ihr, wenn ihr mich tötet [muth H4191], unschuldiges Blut auf euch und auf diese Stadt und auf ihre Bewohner bringt; denn wahrhaftig, der Herr hat mich zu euch gesandt, um vor euren Ohren alle diese Worte zu reden! Jeremia 26,13-15
So kann das Wort „muth“ in der Tat sowohl Mord als auch Attentat bedeuten, und das Wort „ratsach“ kann für Tod durch Unfall verwendet werden. Das beweist, dass die Behauptung falsch ist, dass „muth“ nur für rechtschaffene Tötung benutzt wird und „ratsach“ für Mord.
Letztendlich, unabhängig davon, wie beides, Mord und gerichtliche Tötung, definiert wird, bedarf es den Einsatz von tödlicher Gewalt. Ist der Einsatz von Gewalt ein Teil von Gottes Königreich?
Durch das Mißverstehen der Absichten Gottes wurde die Welt verfinstert. Damit die dunklen Schatten erhellt und die Schöpfung zu Gott zurückgeführt würde, mußte Satans trügerische Macht vernichtet werden. Das aber konnte nicht durch Gewaltanwendung geschehen. Gewaltausübung steht den Grundsätzen der Herrschaft Gottes entgegen. Er erwartet lediglich einen Dienst aus Liebe. Sie aber kann man weder befehlen noch durch Machteinsatz oder Amtsgewalt erzwingen. Nur Liebe erzeugt Gegenliebe. Gott erkennen heißt Ihn lieben. Der Gegensatz Seines Charakters zu dem Charakter Satans mußte deshalb geoffenbart werden. {LJ 11.3}
Begreifen wir die Bedeutung der obigen Aussage? Gott kann keine tödliche Gewalt als Teil Seines Reiches einsetzen. Erkennen wir diese Aussage als inspiriert an? Oft kommt dann die Erwiderung, dass wir unsere Lehre aus der Bibel erhalten müssen. Ich würde vorschlagen, dass das vollkommenste Beispiel für die Ablehnung von tödlicher Gewalt das irdische Leben von Jesus Christus ist. Nehmen wir die Worte Jesu an?
Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar. Matthäus 5,39
Zeigte Jesus dies als einen Teil Seines Charakters? Außerdem, wenn das gerichtliche Töten ein Teil des Charakters Gottes ist, dann müsste dies im irdischen Leben von Jesus geoffenbart worden sein. Aber nirgends zeigte es sich, dass Er sorgfältig das Leben einer Person abwog und dann anordnete, sie hinzurichten.
Welche Antwort kann man der Person geben, die zu dem Herrn sagt: "Ich folgte deinem Beispiel im Alten Testament, als ich diesen Bösen hinrichtete." Sollen wir zu einer solchen Person sagen: "Du bist dem falschen Beispiel gefolgt, diesen Teil der Bibel zu befolgen steht dir nicht zu." Siehst du, dass es die Dinge sehr schwierig macht? Es ist Zeit, das muth-Argument hinzurichten und der Wahrheit zu glauben, dass „du sollst nicht töten“ bedeutet, „du sollst kein Leben nehmen“.
Das irdische Leben Jesu offenbart für uns die korrekte Auslegung des Gebotes "Du sollst nicht töten". Jesus hat niemals jemanden getötet.